Pflanzengallen - Lebensräume für Insekten und Mikroorganismen
In Gallen leben Insekten oder Mikroorganismen, die die Pflanzen dazu bringen diese Gallen zu erzeugen. In ihrem Inneren wachsen die kleinen Lebewesen heran, geschützt vor Fressfeinden und Witterung. Speziell die Gallen der Eichengallwespe werden wegen ihres Aussehens als Galläpfel bezeichnet. Gallen können aber auch ganz andere Formen annehmen.
Inhaltsverzeichnis:
- Was ist eine Pflanzengalle?
- Wie wird das Gallenwachstum ausgelöst?
- Wie leben Gallmücken?
- Wie leben Eichengallwespen?
- Bilder von Pflanzengallen
- Historische Nutzung von Pflanzengallen
Was ist eine Pflanzengalle?
Eine Pflanzengalle oder Galle ist eine Wucherung an einer Pflanze. Ausgelöst wird die Wucherung durch einen Parasiten. Der Parasit ist oft ein Insekt, kann aber auch ein Bakterium oder anderer Mikroorganismus sein. Im Inneren der Galle entwickeln sich die Insekten (oder andere Parasiten) vom Ei, über das Larvenstadium bis hin zum erwachsenen Insekt, das die Galle dann wieder verlässt. Die Galle schützt das Insekt vor Fressfeinden und Witterung.
Je nach Art des Insektes oder Mikroorganismus unterscheiden sich die Gallen. Aber auch innerhalb einer Art können sich die Gallen unterscheiden, was eine Bestimmung schwierig machen kann. Jede Art ist an eine bestimmte Pflanze angepasst. Und dort auch an ein bestimmtes Pflanzenteil. Die Knoppergallwespe befällt zum Beispiel Eicheln, die Eichengallwespe die Eichenblätter.
Junge Gallen sind meistens hellgrün und verfärben sich über den Sommer rötlich.
Wie wird das Gallenwachstum ausgelöst?
Wie genau das Gallenwachstum ausgelöst wird ist von Art zu Art unterschiedlich. Auch gibt es eine Vielzahl von Lebewesen, die das Wachstum auslösen: Viren, Bakterien, Milben, Insekten und Pilze. Es gibt etwa 15.000 unterschiedliche Arten, die Gallenwachstum auslösen. Die meisten Gallen werden von Insekten erzeugt.
Bei Viren, Bakterien und Pilzen sorgt ihre jeweilige Vermehrung für die sichtbaren Veränderungen an den Pflanzen.
Insekten und Spinnen injizieren sogenannte Cytokinine in die Pflanze, die das Wachstum beeinflussen. Cytokinine sind Pflanzenhormone, die das Wachstum steuern. Es entsteht eine Art Bauplan in den infizierten Zellen, die dafür sorgen, dass die Galle ihr typisches Aussehen erhält.
Wie leben Gallmücken?
Anhand der Buchengallmücke stellen wir uns das Leben eines gallenbildenden Insektes vor:
Die Gallmücken schlüpfen im März. An die Blattknospen legt jedes Weibchen 200-300 Eier. Nach dem Schlüpfen beginnt die Larve an dem Blatt zu saugen. Dadurch werden Cytokinine in das Blatt injiziert, die das Blatt dazu anregen um die Larve herum eine Galle zu bilden.
Die Larve ernährt sich vom Gewebe der Galle. Im Oktober löst sich die Galle vom Blatt und fällt zu Boden. Im Laub überwintert die Gallmückenlarve in ihrer Galle.
Anfang März verpuppt sie sich und schlüpft nach 2 Wochen als erwachsenes Insekt.
Die Buchengallmücke ist 4-5mm groß und ihre Gallen werden 3-12mm lang.
Wie leben Eichengallwespen?
Es gibt mehrere Eichengallwespen, die unterschiedliche Gallen auslösen. Ein paar dieser Gallen kannst du dir im Abschnitt "Bilder von Pflanzengallen" ansehen. Ihre Lebensweisen sind dabei alle sehr ähnlich:
Im März schlüpfen aus den Gallen ausschließlich weibliche Eichengallwespen. Diese legen ihre unbefruchteten Eier an Knospen ab.
Dort bilden sich wieder spezifische Gallen, aus denen im Juni weibliche und männliche Gallwespen schlüpfen. Nach der Paarung legt das Weibchen dann befruchtete Eier an die Blätter. Es bilden sich Gallen, aus denen im nächsten Frühjehr wieder ausschließlich weibliche Insekten schlüpfen.
Gallen und Insekten beider Generationen unterscheiden sich so stark voneinander, dass sie früher für unterschiedliche Arten gehalten wurden.
Bilder von Pflanzengallen














Historische Nutzung von Pflanzengallen
Galläpfel besitzen einen hohen Anteil an Gerbsäure. Daher wurden sie bei der Gerbung von Leder als Gerbstoff verwendet. Auch heute verwendet man beim gerben noch Gallussäure.
In Verbindung mit Eisensalzen wird aus Galläpfeln die sogenannte Eisengallustinte, die eine dunkle schwarze Farbe hat. Schriftliche Belege für die Verwendung der Tinte geben bis ins 3. Jahrhundert zurück. Die Verwendung im arabischen Raum ist sogar noch älter. Eisengallustinte wurde bis ins 20. Jahrhundert eingesetzt. Heute gibt es nur noch wenige Hersteller, die die Tinte herstellen. Sie kommt noch zum Einsatz, wenn man dokumentenechte Tinte verwendet (zum Beispiel bei Staatsverträgen) oder bei anderen speziellen oder künstlerischen Anforderungen.
Aus den Galläpfeln wurden auch Arzneien hergestellt. Diese sollten vor allem bei Hauterkranungen helfen.
Text, Fotos: Katrin Reinheimer, 9.9.2025